Hungrig bleiben – Was hilft gegen Routine in der Führung?
Die tägliche Führungsroutine kann wie ein schleichender Nebel sein – fast unbemerkt legt sie sich über unsere Wahrnehmung und stumpft unsere Sinne ab. Als Führungskraft kennen Sie das vielleicht: Meetings folgen auf Meetings, Entscheidungen werden getroffen, E-Mails beantwortet – ein etablierter Rhythmus, der Sicherheit gibt, aber auch zur Falle werden kann. Denn wenn Führung zur reinen Routine wird, verlieren wir oft genau das, was uns einst antrieb: den Hunger nach Wachstum, Innovation und wirklicher Veränderung.
Warum Routine in der Führung problematisch werden kann
Routinen sind zweischneidig – einerseits entlasten sie unser Gehirn und schaffen Effizienz. Aus psychologischer Sicht entspannt sich unser Gehirn in der Komfortzone, weil wir Dinge tun, an die wir bereits gewöhnt sind. Doch genau hier liegt die Gefahr: Wo keine neuen Impulse mehr gesetzt werden, entsteht keine Weiterentwicklung – weder persönlich noch im Team oder in der Organisation.
Die Folgen können weitreichend sein:
Sinkende Innovationsfähigkeit: Die gewohnten Denkpfade führen immer wieder zu den gleichen Lösungsansätzen
Nachlassender Spirit: Das Gefühl, dass der eigene Impact abnimmt und frühere Ansätze für heutige Herausforderungen nicht mehr funktionieren
Energieverlust: Die anfängliche Begeisterung für Führungsaufgaben weicht einer gewissen Gleichgültigkeit
Fehlender Mut: Die Bereitschaft, kalkulierte Risiken einzugehen, schwindet
Studien belegen: In der Routine lauern nicht nur Langeweile und Kreativitätsverlust, sondern auch eine stille Gefahr für die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.
Der Hunger als Antrieb für wirksame Führung
Der Begriff "hungrig bleiben" steht sinnbildlich für eine innere Haltung der Führungskraft, die sich nicht mit dem Status quo zufriedengibt. Es geht um die Bereitschaft, kontinuierlich nach Verbesserung zu streben, neugierig zu bleiben und sich selbst immer wieder herauszufordern. Dieser Hunger ist es, der die wirklich erfolgreichen Führungspersönlichkeiten auszeichnet.
"In letzter Zeit liege ich oft wach und mache mir Sorgen, wie ich meinen Vorstand für meine Transformationspläne gewinnen kann."
– Dieses Zitat einer Führungskraft aus meiner Coaching-Praxis zeigt, dass Hunger auch mit produktiver Unruhe verbunden sein kann. Es ist diese konstruktive Spannung, die uns antreibt, besser zu werden und nicht in die Komfortzone abzugleiten.
Praktische Strategien gegen die Führungsroutine
Wie können Führungskräfte nun konkret gegen lähmende Routinen vorgehen und ihren Hunger wachhalten? Hier sind vier wirksame Ansätze:
1. Bewusster Perspektivwechsel
Wir stecken oft so tief in unseren täglichen Herausforderungen fest, dass wir "den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen", wie ich es kürzlich in einem Coaching-Beitrag beschrieben habe. Treten Sie regelmäßig einen Schritt zurück und betrachten Sie Ihre Führungsaufgaben aus neuen Blickwinkeln:
Wie würde Ihr Mentor diese Situation einschätzen?
Was wäre die Perspektive eines externen Beraters?
Wie sieht Ihr Team die gleiche Herausforderung?
Und mein absoluter Favorit: Wie würde Ihr jüngeres ich Ihre heutige Situation beurteilen?
Dieser bewusste Perspektivwechsel durchbricht eingefahrene Denkmuster und öffnet den Raum für neue Einsichten.
2. Komfortzone systematisch verlassen
Der französische Nobelpreisträger André Gide sagte einmal: "Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren." Dieser Grundsatz gilt auch für wirksame Führung.
Führung muss regelmäßig unbequem sein. Die Komfortzone, in der wir uns so sicher fühlen, kann Innovationen und persönliches Wachstum verhindern. Schaffen Sie sich bewusst Situationen, in denen Sie auf neue Art gefordert sind:
Übernehmen Sie Projekte außerhalb Ihrer gewohnten Expertise
Suchen Sie den Dialog mit anderen Branchen und Disziplinen
Setzen Sie sich bewusst herausfordernden Feedback-Runden aus
3. Inspiration aktiv suchen
Inspirierende Führungspersönlichkeiten wissen, dass sie selbst regelmäßig Inspiration brauchen. Dafür gibt es verschiedene Wege:
Mentoring- und Coaching-Beziehungen pflegen
Regelmäßige Reflexionszeiten einplanen (ohne digitale Ablenkungen!)
Neue Impulse durch Kongresse, Fachliteratur, Podcasts oder Weiterbildungen holen
Den Dialog mit Menschen suchen, die anders denken als Sie selbst
Eine wirksame Technik ist auch das bewusste "Lernen von den Besten" – analysieren Sie, was die Top-Performer in Ihrem Bereich auszeichnet und was Sie davon für Ihre eigene Führungspraxis adaptieren können.
4. Sinnhaftigkeit neu entdecken
Oft erlischt der Hunger, wenn wir den tieferen Sinn in unserer Arbeit aus den Augen verlieren. Die kontinuierliche Verbindung mit dem "Warum" unseres Handelns ist entscheidend für langfristige Motivation:
Reflektieren Sie regelmäßig, welchen Unterschied Ihre Arbeit macht
Verbinden Sie Ihre täglichen Aufgaben mit Ihren persönlichen Werten
Fragen Sie sich: "Was wäre, wenn ich meine Aufgabe nicht erfüllen würde?"
Identifizieren Sie die Aspekte Ihrer Arbeit, die Sie wirklich erfüllen
Wie einer meiner Coaching-Klienten treffend formulierte: "Irgendwo unterwegs bin ich von dem Weg abgekommen, der mich früher inspiriert und motiviert hat." Die Wiederentdeckung dieses Weges kann ein kraftvoller Impulsgeber sein.
Fazit: Führungsroutine durchbrechen – ein kontinuierlicher Prozess
Der Kampf gegen die Routine in der Führung ist kein einmaliges Ereignis, sondern eine kontinuierliche Praxis. Es geht darum, regelmäßig innezuhalten, zu reflektieren und bewusst neue Wege zu gehen.
Als systemischer Coach erlebe ich, wie Führungskräfte ihren "Hunger" wiederfinden und damit nicht nur ihre eigene Wirksamkeit steigern, sondern auch ihr Umfeld positiv beeinflussen. Der Schlüssel liegt in der Balance zwischen stabilisierenden Routinen und dem Mut, diese immer wieder zu hinterfragen und zu durchbrechen.
Bleiben Sie hungrig! Denn nur wer den Hunger nach Weiterentwicklung und Innovation wachhält, kann in der komplexen Führungslandschaft unserer Zeit dauerhaft erfolgreich sein und persönliche Zufriedenheit finden.
Hallo, ich bin Christoph Erich Hartmann, langjähriger Top-Management-Berater und erfahrene internationale Führungskraft. Als zertifizierter Business Coach unterstütze ich ausgewählte Menschen, die in hoher Verantwortung stehen dabei, Krisensituationen erfogreich zu durchlaufen und dabei persönlich zu wachsen.
Möchten Sie mit einem erfahrenen Coach neue Perspektiven entwickeln und Ihre Ziele schärfen? Lassen Sie uns in einem unverbindlichen Gespräch herausfinden, welchen Unterschied systemisches Coaching für Ihre Karriere oder Ihre Führungswirksamkeit machen kann.